Wiederspruch in der Bibel!!? Der Hauptmann von Kafarnaum

Die Begebenheit vom Hauptmann von Kafarnaum steht zweimal in den Evangelien. Die Umstände sind jeweils sehr unterschiedlich, und lassen auf den ersten Blick einen unvereinbaren Widerspruch vermuten.

Die Begebenheit nach Lukas

In Lukas 7:1-10 steht:

Nachdem er zu Ende war mit allem, was er vor den Ohren des Volkes sagen wollte, ging er nach Kafarnaum. Der Knecht eines Hauptmanns aber, den dieser sehr schätzte, war auf den Tod krank. Als der nun von Jesus hörte, sandte er Älteste der jüdischen Gemeinde zu ihm und liess ihn bitten, er möge kommen und seinen Knecht retten. Als diese zu Jesus kamen, baten sie ihn inständig und sagten: Er ist es wert, dass du ihm dies gewährst, denn er liebt unser Volk, und er hat uns die Synagoge gebaut. Da machte sich Jesus mit ihnen auf den Weg.

Als er aber nicht mehr weit entfernt von dem Haus war, schickte der Hauptmann Freunde und liess ihm sagen: Herr, bemühe dich nicht, denn es steht mir nicht zu, dich in mein Haus zu bitten. Darum habe ich mich auch nicht für würdig gehalten, selbst zu dir zu kommen. Aber sprich nur ein Wort, und mein Knecht wird gesund. Ich bin nämlich auch einer, für den Befehle gelten, und habe Soldaten unter mir. Sage ich zu einem: Geh, so geht er; sage ich zu einem anderen: Komm, so kommt er; und sage ich zu meinem Knecht: Tu das, so tut er es. Als Jesus das hörte, wunderte er sich über ihn, und zum Volk gewandt, das ihm folgte, sprach er: Ich sage euch: In Israel habe ich keinen solchen Glauben gefunden! Und als die Boten ins Haus zurückkehrten, fanden sie den Knecht gesund.

Der Hauptmann von Kafarnaum

Die Begebenheit nach Matthäus

Der Hauptmann ist also sehr explizit, dass er sich unwürdig sieht, Jesus selbst zu treffen. Wenn wir aber die Version dieses Zusammentreffens in Matthäus 8:5-13 lesen, dann stellen wir Erstaunliches fest.

Als er aber nach Kafarnaum kam, trat ein Hauptmann an ihn heran und bat ihn: Herr, mein Knecht liegt gelähmt im Haus und wird von furchtbaren Schmerzen gepeinigt. Und er sagt zu ihm: Ich werde kommen und ihn heilen. Da entgegnete der Hauptmann: Herr, es steht mir nicht zu, dich in mein Haus zu bitten, doch sprich nur ein Wort, und mein Knecht wird gesund. Denn auch ich bin einer, für den Befehle gelten, und ich habe Soldaten unter mir. Sage ich zu einem: Geh, so geht er; sage ich zu einem anderen: Komm, so kommt er; und sage ich zu meinem Knecht: Tu das, so tut er es. Als Jesus das hörte, staunte er und sagte zu denen, die ihm folgten: Amen, ich sage euch: Solchen Glauben habe ich bei niemandem in Israel gefunden. Ich sage euch aber: Viele werden kommen aus Ost und West und sich mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch setzen. Die Söhne des Reichs aber werden in die äusserste Finsternis hinausgeworfen werden; dort wird Heulen und Zähneklappern sein. Und Jesus sagte zum Hauptmann: Geh! Dir geschehe, wie du geglaubt hast. Und in eben jener Stunde wurde der Knecht gesund.

Die Auflösung des Widerspruchs

Wer sprach mit Jesus? Der römische Hauptmann, oder die Boten? Der Text im Lukasevangelium ist klar und deutlich. Der Hauptmann hat nicht selbst mit Jesus gesprochen. Aber das heißt nicht, dass Matthäus sich geirrt hat. Matthäus hat auch recht. Denn in der Antike hat es keinen Unterschied gemacht, ob die Person selbst eine Botschaft vorträgt, oder einen Boten schickt, um dies zu tun.

Möglicherweise hat der Hauptmann den Boten seine Botschaft sogar schriftlich mitgegeben, und sie vorlesen lassen. Ein Brief ist immer eine Botschaft des Absenders, auch wenn er von einem Boten überbracht und vorgelesen wird.

Es gibt also keinen Widerspruch. Alles ist gut.

Aber lassen wir uns von dem angeblichen Widerspruch nicht davon ablenken, was der Text uns sagt. Die Einladung Jesu ins Himmelreich, die gilt für alle, für die Juden, zu denen er geschickt war, für die römischen Besatzer, für alle Menschen aus Ost und West, aber auch aus Nord und Süd, auch wenn Jesus diese nicht explizit erwähnt hat, und ganz sicherlich auch für Dich und für mich.

Quelle: Defending Inerrancy

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