Der moralische Gottesbeweis

Der dritte und letzte beitrag zum Thema Gottesbeweise beschäftigt sich mit dem moralischen Gottesbeweis. Der moralische Gottesbeweis ist relativ neu, und wurde durch C.S. Lewis mit dem Buch Pardon ich bin Christ populär gemacht. Wenn Euch der Name bekannt vorkommt, das ist der gleiche C.S. Lewis, der auch die Narnia-Bücher geschrieben hat.

Der moralische Gottesbeweis ist soweit ich mich erinnere keiner, der im Religionsunterricht in der Oberstufe behandelt wird, aber er ist meiner Meinung nach das stärkste und beste Argument für die Existenz Gottes, das wir haben.

Der moralische Gottesbeweis lässt sich wie folgt formulieren:

(1) Objektive moralische Werte erfordern einen moralischen Gesetzgeber.
(2) Es existieren objektive moralische Werte.
(3) Daher existiert ein moralischer Gesetzgeber.

Der moralische Gottesbeweis

Wenn die Prämissen (1) und (2) wahr sind, dann ist auch die Schlussfolgerung (3) notwendigerweise wahr.

Lasst mich zuerst klarstellen, was mit objektiven moralischen Werten gemeint ist. Es geht hierbei nicht um Verhaltensregeln. Die ändern sich mit der Zeit, und sind auch nicht weltweit einheitlich. Beispielsweise, wenn man nachts um zwei Uhr über eine rote Fußgängerampel geht, wenn weit und breit kein Auto in Sicht ist, dann ist das in Deutschland ein furchtbares Vergehen, in den anderen 195 Ländern der Erde aber nicht.

Objektive moralische Werte sind keine solchen Verhaltensregeln. Es sind die grundlegenden ethischen und moralischen Regeln, die für alle Menschen, an allen Orten und zu allen Zeiten gelten. Wenn es heute falsch ist, ein Baby zu Tode zu foltern, dann war es vor 50 Jahren falsch, das zu tun, und auch vor 500 Jahren oder vor 5000 Jahren.

Gibt es überhaupt objektive moralische Werte?

Entweder moralischer Objektivismus ist wahr, d.h. für alle Menschen zu allen Zeiten und an allen Orten gelten dieselben ethischen und moralischen Grundregeln. Oder aber moralischer Subjektivismus ist wahr, d.h. es gelten nicht für alle Menschen zu allen Zeiten und an allen Orten dieselben ethischen und moralischen Grundregeln gleichermaßen. Es gibt keine dritte Möglichkeit, sondern nur diese beiden Optionen, die sich gegenseitig ausschließen.

Angenommen, moralischer Subjektivismus wäre wahr. Die Implikationen wären verheerend. Wenn moralische Grundwerte nicht objektiv sind, wer bestimmt sie dann? Machen wir ein paar Gedankenexperimente.

Wenn jeder sie selbst bestimmt, hätte keiner das Recht, einen Mörder zu be- oder zu verurteilen. Denn wenn er nach seinen subjektiven Moralvorstellungen korrekt handelt, die nicht besser oder schlechter sind als die anderer Menschen, dann handelt er nicht moralisch verwerflich.

Wenn der Einzelne nicht die moralischen Grundwerte definiert, ist es dann vielleicht das soziale Umfeld? Das macht die Sache auch nicht besser. Wenn die soziale Prägung und das soziale Umfeld, egal welcher Art, moralische Grundwerte definieren, dann wären Terrorattacken und terroristische Morde moralisch vertretbar und gerechtfertigt. Denn das soziale Umfeld, also die Terrorzelle würde für ihre Mitglieder der moralische Kompass sein, auch wenn andere soziale Gruppen in der Gesellschaft andere moralischen Regeln folgen.

Ist Moral reine Ansichtssache?

Vielleicht definiert ja die Gesellschaft als ganzes die moralischen Grundwerte! Nein, tut sie nicht. Es wird nicht besser—ganz im Gegenteil!

Wenn die nationalsozialistische Gesellschaft gültige moralische und ethische Grundwerte effektiv definiert hätte, dann stünde es unserer Gesellschaft nicht zu, über die Nazi-Gesellschaft zu urteilen. Dann wären die moralischen Ideale der Nazis nicht besser oder schlechter als unsere eigenen moralischen Ideale.

Aber dadurch, dass wir unsere eigenen moralischen Ideale als höher und besser bewerten als die der Nazis, damit setzen wir eine Messlatte an, die irgendwo herkommen muss. Die Messlatte poppt nicht im luftleeren Raum einfach so ins Dasein. Die Existenz der moralischen Messlatte muss erklärt werden. Objektive moralische Grundwerte sind die einzige mögliche Erklärung. Alles andere, haben wir gesehen, führt dazu, dass Ethik und Moral nichts als Ansichtssache wären.

Atheisten wenden an dieser Stelle oft ein, dass alles das objektiv moralisch gut ist, was dem Wohl der Menschheit dient. Das ist zum einen eine zirkuläre Definition. Was ist das Wohl der Menschheit? Das lässt sich gar nicht erklären, ohne auf moralische Grundwerte zurückzugreifen, für die es eigentlich als Erklärung dienen soll.

Zum anderen löst es nicht das Problem der Ansichtssache. Wenn es Ansichtssache des Stärkeren ist, dem schwächeren eins überzuziehen, und sich sein Land und seinen Besitz anzueignen, dann dient dieses Vorgehen dem Wohl des Stärkeren.

Und wenn das stärkere Volk in die Nachbarländer einmarschiert, sich das Land und den Besitz nimmt, dann ist es Ansichtssache des stärkeren Volkes, dass dieses Vorgehen dem Wohl der Menschheit dient. Das ist astreine Nazi-Ideologie.

Wenn Gott nicht existiert, dann ist Moral Ansichtssache

Wenn es keine moralische Messlatte gibt, also wenn es Gott nicht gibt, dann ist die Frage, ob Nazi-Ideologie und der daraus resultierende Holocaust gut oder böse sind, reine Ansichtssache.

Und wenn es andererseits nur einen einzigen universalen objektiven moralischen oder ethischen Grundwert gibt, dann benötigt dieser eine Grundwert eine Ursache und eine Erklärung für seine Existenz.

Die einzige Erklärung kann nur ein moralischer Gesetzgeber sein, der absolute und objektive moralische Werte definiert. Dieser moralische Gesetzgeber ist Gott.

Und um Missverständnisse zu vermeiden, bevor ich mich als Moralapostel beschimpfen lassen muss. Gott definiert die moralischen Grundwerte. Nicht die Kirche, nicht die Christen und erst recht nicht ich. Wir sind alle fehlbare Menschen, egal ob Christen, Atheisten oder Andersgläubige, und erfüllen alle nicht den moralischen Standard, den Gott setzt (Römer 3:23-24).

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