Widerspruch in der Bibel?! Was sagte die Stimme vom Himmel bei Jesu Taufe?

Als Jesus von Johannes dem Täufer getauft wurde, welche Worte sprach die Stimme vom Himmel? Jesu Taufe ist in drei Evangelien überliefert, Matthäus, Markus und Lukas.

Im Markus-Evangelium liest sich das Ereignis wie folgt. „Und sogleich, als er aus dem Wasser stieg, sah er den Himmel sich teilen und den Geist wie eine Taube auf sich herabsteigen. Und eine Stimme kam aus dem Himmel: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen.“ (Markus 1:10-11)

Im Lukas-Evangelium ist der Wortlaut der Stimme vom Himmel identisch. „Es geschah aber, als das ganze Volk sich taufen liess und auch Jesus getauft wurde und betete, dass der Himmel sich auftat und der heilige Geist in Gestalt einer Taube auf ihn herabschwebte und eine Stimme aus dem Himmel kam: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen.“ (Lukas 3:21-22)

Im Matthäus-Evangeliu, findet sich aber ein anderer Wortlaut. „Nachdem Jesus getauft worden war, stieg er sogleich aus dem Wasser. Und siehe da: Der Himmel tat sich auf, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube niedersteigen und auf ihn herabkommen. Und siehe da: Eine Stimme aus dem Himmel sprach: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“ (Matthäus 3:16-17)

Was sagte die Stimme vom Himmel also? „Du bist mein geliebter Sohn…“ oder „das ist mein geliebter Sohn…“

Auf den ersten Blick macht es keinen großen Unterschied. Der Wortlaut ist fast der gleiche und die Aussage ist identisch. So etwas kann geschehen, wenn paraphrasiert wird. Oder die Stimme war auf Hebräisch oder Aramäisch, und die Übersetzung ins Griechische war ungenau.

Jesu Taufe

Es macht einen Unterschied

Aber andererseits: es macht einen Unterschied, ob die Stimme, bzw. Gott der Vater, der durch die Stimme spricht, Jesus direkt anspricht, oder zu allen Anwesenden spricht.

Wenn wir nicht davon ausgehen wollen, dass mindestens ein Evangelist bei Jesu Taufe Gott dem Vater Worte in den Mund gelegt hat, die er so nicht gesagt hat, muss eine andere Lösung her.

Rufen wir uns in Erinnerung, dass die Ereignisse in den Evangelien stark zusammengefasst oder gekürzt sein können. Die Taufe und das Herabkommen der Taube dauerten mindestens ein paar Minuten. Das gibt Gott dem Vater genug Zeit, um beides zu sagen. „Du bist mein geliebter Sohn“ zu Jesus direkt, und „das ist mein geliebter Sohn“ zu der Menge. Beides ist auch signifikant. Markus und Lukas setzen einen anderen Schwerpunkt als Matthäus. Kein Widerspruch. Alles ist gut.

Auch bei kleineren Schwierigkeiten im Text wie diese sollte die erste Frage immer sein: gibt es genug zeitlichen und interpretativen Spielraum, dass beides genauso wie in den Textstellen geschrieben passiert sein könnte? In den allermeisten Fällen löst sich die Schwierigkeit dann auf wie hier grad gesehen.

Vielen Dank fürs Lesen. Wenn Ihr schwierige Textstellen oder angebliche Widersprüche habt, lasst sie mir gern in den Kommentaren da.

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2 Antworten

  1. Das ist nur eine Kleinigkeit, aber kurz vor der Taufe gibt es eine wirkliche Ungereimtheit!
    Bei Lukas kehrt die Familie Heim nach Nazareth, wo auch die Verkündigung stattfand.
    Aber bei Matthäus wohnte die Familie in Bethlehem, flieht nach Ägypten und kommt
    zurück. „und weil die Lage in Jerusalem mit Archelaus weiter gefährlich war, zieht man
    von Judäa nach Galiläa und lässt sich (jetzt erst) dort nieder.“ Wer hat recht Lk oder Mt?

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