Widerspruch in der Bibel!!? Nehmt (k)einen Stab mit!

Je nachdem, welches Evangelium man liest, gibt Jesus bei der Aussendung unterschiedliche Anweisungen, was die Jünger mitnehmen sollen: Nehmt einen Stab mit, nehmt keinen Stab mit. Nehmt Schuhe mit, nehmt keine Schuhe mit.

Bei Matthäus 10:9-10 steht es folgendermaßen:

Füllt eure Gürtel nicht mit Gold-, Silber- oder Kupfermünzen! Nehmt keinen Sack mit auf den Weg, kein zweites Kleid, keine Schuhe, keinen Stab! Denn der Arbeiter ist seines Lohnes wert.

Lukas 9:3 berichtet es so:

Und er sagte zu ihnen: Nehmt nichts mit auf den Weg, weder Stab noch Sack, weder Brot noch Geld, noch sollt ihr ein zweites Kleid haben.

In Markus 6:8-9 ist es noch anders beschrieben:

Und er gebot ihnen, nichts auf den Weg mitzunehmen ausser einem Stab, kein Brot, keinen Sack, kein Geld im Gürtel, nur Sandalen an den Füssen, und: Zieht euch kein zweites Kleid an!

Der Widerspruch

Alle drei Evangelisten sind sich einig, dass die Jünger kein Geld nehmen sollen, keinen Sack, und kein zweites Kleid.

Weiterhin sagt Matthäus, dass die Jünger keine Schuhe nehmen sollen. Im Widerspruch dazu steht bei Markus, dass die Jünger Schuhe mitnehmen sollen.

Außerdem sagen Matthäus und Lukas, dass die Jünger keinen Stab mitnehmen sollen, aber Markus erlaubt ihnen einen Stab.

Wir erinnern uns: Ein Widerspruch liegt nur dann vor, wenn zwei Aussagen nicht gleichzeitig im selben Sinn wahr sein können. Jesus hat bei der Aussendung seiner Jünger nicht nur eine zweiminütige Kurzandacht gehalten, sondern ihnen etwas ausführlicher erklärt, was sie tun sollten, und wie sie sich zu verhalten haben, und ganz sicher auch auf Rückfragen der Jünger Antworten gegeben. Man kann davon ausgehen, dass die drei Evangelisten diese Konversation unterschiedlich zusammengefasst haben.

Die Erklärung

Matthäus benutzt im Griechischen ein anderes Wort für „nehmen“ als Lukas und Markus es tun. Im Matthäus-Text spricht Jesus davon, dass die Jünger diese Dinge nicht besorgen sollen.

Wenn Jesus den Jüngern also sagt, dass sie keine Schuhe mitnehmen sollen, dann meint er damit nicht, dass sie barfuß losgehen sollen, sondern keine anderen Schuhe besorgen als die, die sie sowieso gerade tragen.

Damit ist der erste Unterschied in den Texten erklärbar, und kein Widerspruch.

Der zweite Unterschied betrifft den Stab bei Lukas und Markus. Dass Jesus beides gesagt haben könnte, ist nicht unwahrscheinlich. Er könnte den Jüngern zuerst gesagt haben, dass sie keinen Stab mitnehmen sollen.

Vielleicht hatten einige der Jünger aber schon einen Stab dabei. Sie könnten Jesus gefragt haben: „Herr, sollen wir vorher noch unsere Stäbe zu Hause ablegen, bevor wir losgehen?“ So eine Rückfrage passt ins Bild, das die Evangelien von den Jüngern am Anfang ihres Dienstes zeichnen, dass sie sich ständig auf das Unwesentliche fokussierten.

Jesu Antwort darauf könnte gewesen sein: „Nein, Ihr sollt vorher nicht mehr nach Hause gehen, sondern sofort losziehen. Wer gerade einen Stab dabei hat, soll ihn meinetwegen mitnehmen.“

Nehmt (k)einen Stab mit

Dass es sich so zugetragen hat, ist natürlich Spekulation. Aber es zeigt, dass die Texte sich widerspruchsfrei harmonisieren lassen. Kein Widerspruch. Alles ist gut.

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