Das beste Argument gegen Gott II: GBS vs. Overbeck

Meine Frage nach dem besten Argument gegen Gott hat man mir mit zwei Links kommentiert. Zwar ist der Kommentator inzwischen zurückgerudert, da es offensichtlich keine Argumente gegen Gott sind, aber es ist dennoch hilfreich, sich das „das beste Argument gegen Gott“ einmal genauer anzuschauen.

Der erste Link war eine lange Liste mit Bibelzitaten. Darauf bin ich bereits eingegangen. Das zweite „Argument“ ist eine Kritik von der Giordano-Bruno-Stiftung an Bischof Overbeck, die sich als Interessenvertretung für Konfessionslose versteht.

Auslöser für die Kritik war die Internationale Soldatenwallfahrt nach Lourdes im Jahr 2012, also schon vor fast 10 Jahren. Franz-Josef Overbeck ist ein katholischer Bischof. Daher gehe ich davon aus, dass ich mit vielen seiner Ansichten sicherlich nicht übereinstimme. Ich will hier auch nicht zu seiner Verteidigung springen. Es geht mir eher darum, die Argumentationsweise der GBS genauer zu beleuchten.

Die Kritik der GBS an Overbeck

Die GBS behauptet zum einen:

Bei der diesjährigen Soldatenwallfahrt nach Lourdes hat Militärbischof Dr. Franz-Josef Overbeck nichtreligiösen Menschen das Menschsein abgesprochen.

Die zweite Behauptung bzw. Anschuldigung lautet:

Zudem meinte Overbeck gegenüber der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA), dass konfessionsfreie Soldaten nicht so gewissenhaft entscheiden könnten wie religiöse.

Als Reaktion auf ihre beiden Behauptungen hat die GBS einen Beschwerdebrief an das Verteidigungsministerium geschrieben:

(…) es erfüllt uns mit Sorge, wenn ein Bischof vor Soldaten Ungläubigen das Menschsein abspricht. Und wir fragen uns: Wenn der Leiter der katholischen Militärseelsorge schon gegenüber der Öffentlichkeit solche Äußerungen abgibt, welche Botschaft vermitteln er und seine Militärgeistlichen den katholischen Soldaten dann, wenn „keiner zuschaut“?!

Also ein klassisches Dammbruchargument – eine verbreitete rhetorische Taktik, die darstellt, wie furchtbar und schlimm alles wäre, wenn es denn wirklich alles so schlimm wäre; unabhängig davon, wie schlimm es in Wirklichkeit ist.

„Overbeck spricht Ungläubigen das Menschsein ab“

Aber wie schlimm ist die Wirklichkeit wirklich? Die GBS stellt zwei Behauptungen auf. Erstens, Overbeck sagt:

Ohne Religion und ohne gelebte Praxis von Religion gibt es kein Menschsein.

Das ist wörtlich zitiert. Das Video mit Overbecks Ansprache ist noch online verfügbar. Etwa bei Position 5:15 fängt die interessante Stelle an. Es kann kein Zweifel bestehen. Bischof Overbeck hat diese Worte so gesagt. Ich kann natürlich nicht in seinen Kopf hineinblicken, und herausfinden, was er genau meint, aber ich denke, dass das Video genug Kontext hergibt, damit man wissen kann, was er nicht meint.

Im gesamten Video spricht er weder explizit noch implizit von Konfessionslosen, Atheisten, und Ungläubigen. Konfessionslose würden sich also normalerweise überhaupt nicht angesprochen fühlen, bis zu der Stelle, an der er sagt: „Ohne Religion gibt es kein Menschsein“. Nun hat er auf einmal die volle Aufmerksamkeit der Atheisten, und nicht nur die der GBS. Zahlreiche Interessenvertretungen von Konfessionslosen und Atheisten haben Overbeck deswegen gerügt.

Was sagt Overbeck wirklich?

Fakt ist allerdings: Overbeck hat mit keinem Wort nichtreligiöse Menschen oder Ungläubige explizit erwähnt. Meiner Ansicht nach meinte er etwas völlig anderes. Im weiteren Verlauf der Ansprache erläutert er seine Sicht. Die entscheidende Stelle beginnt bei etwa Position 7:15 und geht bis Position 7:50.

Er spricht davon, dass das Christentum einen Einfluss auf die Demokratie und die Menschenrechte gehabt hat, und dass Demokratie und Menschenrechte ohne das Christentum nicht zu denken sind. Ohne Menschenrechte gäbe es natürlich kein Menschsein. Und ohne den historischen Einfluss der christlichen Religion auf Politik und Gesellschaft gäbe es keine Menschenrechte.

Ob das wahr ist oder nicht, darum geht es hier nicht. Fakt ist, dass die GBS das Zitat völlig grob aus dem Zusammenhang gerissen hat.

Es geht nicht darum, dass ein Konfessionsloser kein Mensch ist. Es geht darum, dass in einer religionslosen Gesellschaft die Menschenwürde nicht mehr garantiert ist, und das Menschsein darum dann nicht mehr im vollen Umfang möglich ist.

„Konfessionsfreie Soldaten entscheiden nicht gewissenhaft“

Zweite Behauptung:

Zudem meinte Overbeck gegenüber der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA), dass konfessionsfreie Soldaten nicht so gewissenhaft entscheiden könnten wie religiöse: „Oberste Priorität hat, dass Soldaten Gewalt nur im äußersten Notfall und vor allem verantwortungsvoll einsetzen. Mit einem festen Glauben lassen sich solche Entscheidungen gewissenhafter treffen.“

Der Artikel ist bei der KNA nicht mehr verfügbar, wohl aber im Internet-Archiv. Auch hier besteht kein Zweifel. Das Zitat ist echt. Auf die Frage nach Auslandseinsätzen der Bundeswehr antwortete Overbeck:

Oberste Priorität hat, dass Soldaten Gewalt nur im äußersten Notfall und vor allem verantwortungsvoll einsetzen. Mit einem festen Glauben lassen sich solche Entscheidungen gewissenhafter treffen. Soldaten setzten sich für den Frieden ein und verteidigen das Recht und die Würde anderer – das ist zu befürworten. Sie stehen für das Weltgemeinwohl.

Das Prinzip der Argumentation der GBS ist hier wieder das gleiche wie vorher. In dem ganzen Gespräch erwähnt Overbeck Konfessionslose, Atheisten und Ungläubige mit keinem Wort.

Ich frage mich daher, wie diese Gruppe von Menschen solche Aussagen findet, durch die sie sich diskriminiert oder angegriffen fühlen? Gehen sie jedes Video, jedes Interview und jeden Artikel wortweise durch, bis sie etwas finden, das wenn man es aus dem Zusammenhang reißt, als diskriminierend und angreifend uminterpretieren kann?

Mit einem festen Glauben lassen sich solche Entscheidungen gewissenhafter treffen.

Diese Aussage Overbecks ist lediglich ein Halbsatz. Die einzige logisch sinnvolle Art und Weise, die Aussage zu vervollständigen ist die folgende: „Mit einem festen Glauben lassen sich solche Entscheidungen gewissenhafter treffen als ohne einen festen Glauben.“

Overbeck spricht hier davon, dass auch im Auslandseinsatz die gläubigen Soldaten Militärseelsorge erhalten sollen, so dass diejenigen, die möglicherweise Probleme oder Schwierigkeiten in ihrem Glaubensleben haben, gestärkt werden, und deren Gewissen geschärft wird. Das hat mitnichten irgendetwas mit konfessionslosen oder ungläubigen Soldaten zu tun. Die sind hier überhaupt nicht angesprochen.

Die Argumente der GBS

Die GBS hat also in zwei Fällen die Worte von Bischof Overbeck völlig zusammenhanglos wiedergegeben, und daraufhin einen Beschwerdebrief ans Verteidigungsministerium geschrieben.

Liebe GBS, für den unwahrscheinlichen Fall, dass Ihr hier mitlest: Denkt Ihr wirklich, in den Ministerien hat man nichts Besseres zu tun, als Euren Quatsch zu lesen? Glaubt Ihr wirklich, die Mitarbeiter dort nehmen Eure Ausführungen ohne Faktencheck für bare Münze? Durch solche Aktionen macht Ihr Euch zu den Deppen der Nation. Oder wie es neuerdings heißt: zu den Karens der Nation.

Auf jeden Fall steht die GBS nun auf meiner Beobachtungsliste.

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